Petra Kelly

-  dt. Politikerin  -

eigtl.  Petra Karin Lehmann

geb.  29. Nov. 1947  in Günzburg an der Donau   -  gest.  1. Okt.  1992  in  Bonn  (erschossen)
 

Sie verbrachte sie ihre Kindheit im Deutschland der Nachkriegszeit. Den Nachnamen, mit dem sie weltweit bekannt wurde, erhielt sie durch ihren Stiefvater John Edward Kelly, einen US-Amerikaner irischer Herkunft. Im Alter von 13 Jahren übersiedelte Petra Kelly mit ihrer Familie in die USA. Bereits in frühen Jahren setzte sie sich mit der deutschen Zeitgeschichte und den nationalsozialistischen Verbrechen auseinander - aus Günzburg stammte der berüchtigte KZ-Arzt Josef  Mengele - und gewann zugleich eine nationale Schranken überwindende Grundorientierung.

Von 1966 bis 1970 studierte sie Politische Wissenschaften an der American University in Washington und erwarb den Grad Bachelor of Arts, ausgezeichnet als "Most Outstanding Foreign Woman Student". Im Präsidentschaftswahlkampf  1968 arbeitete sie für Robert Kennedy und Hubert Humphrey. Damit begann ihr Eintritt in die praktische Politik.

Seit 1967 war sie Mitglied im Studentenrat und organisierte politische Seminare und Vorträge. Sie beteiligte sich an Demonstrationen gegen den Vietnamkrieg und gegen die Rassendiskriminierung und lernte so den gewaltfreien Protest der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung und die politische Kultur der US-amerikanischen Gesellschaft kennen. Engagement für Frieden und Bürgerrechte zieht sich von da an wie ein roter Faden durch ihr Leben. Ihre Vorbilder waren, um nur wenige zu nennen, Menschen und Gruppen wie Martin Luther King und Mahatma Gandhi, Rosa Luxemburg und Alexandra Kollontai, die weltweite Bewegung Schwerter zu Pflugscharen und die Frauen von Greenham Common, Cesar Chavez und Anne Montgomery, Rosa Parks und Dorothy Day,
Andrej Sacharow, Vaclav Havel und Solidarnosc.

Im Februar 1970 starb Grace Kelly im Alter von zehneinhalb Jahren an Krebs. Ihr Vermächtnis gab Petra Kelly eine entscheidende Richtung: "Ich habe von ihr gelernt, Wünsche und Forderungen anzumelden, sich mit dem Bestehenden nicht zufriedenzugeben, und ich habe durch sie gelernt, daß man einfach nicht aufgeben darf."

Petra Kelly gründete im Juli 1973 die Grace P. Kelly Vereinigung zur Unterstützung der Krebsforschung für Kinder e.V., eine Initiative, die sich für die psychosoziale Betreuung von krebskranken Kindern einsetzt und das psychosoziale und sozialpädiatrische Modell "Der Kinderplanet" initiiert hat, das krebskranken Kindern ein kindgerechtes Leben während ihres Krankenhausaufenthaltes ermöglichen soll. Das Engagement für krebskranke Kinder wurde neben dem Kampf gegen die Atomenergie, eine der Hauptursachen von Krebs, zu einem bestimmenden Anliegen ihrer Politik.

Im Herbst 1970 kehrte Petra Kelly nach Europa zurück und schloß 1971 ihr Studium mit dem Masters Degree (M.A.) in Amsterdam ab. Gleichzeitig arbeitete sie als Forschungsassistentin am Europa-Institut. Ihre berufliche Laufbahn begann sie im Herbst 1971 bei der EG-Verwaltung in Brüssel. Bereits 1973 wurde sie Verwaltungsrätin im Sekretariat des Wirtschafts- und Sozialausschusses und arbeitete an ca.150 Stellungnahmen für den Rat und die Kommission der Europäischen Gemeinschaft mit.

Petra Kelly hatte als Studentin aktiv an der amerikanischen Bürgerrechts- und Protestbewegung der 60er Jahre gegen die zerstörerische Dynamik der Industriegesellschaft und den Vietnamkrieg teilgenommen. In Westdeutschland richtete sich die außerparlamentarische Opposition vor allem gegen die autoritäre und restaurative Nachkriegsgesellschaft. Seit den 70er Jahren organisierte sich eine weit verzweigte Bewegung von Bürgerinitiativen, die Alternativen zur herrschenden Wachstumsideologie entwickelte und basisdemokratische Modelle der politischen Beteiligung erprobte. Aus diesen Impulsen für eine umfassende politische und gesellschaftliche Erneuerung gingen Ende der 70er Jahre DIE GRÜNEN  als neue politische Partei hervor.

Als sich 1972 fünfzehn Bürgerinitiativen und ca. 450 Einzelmitglieder aus dem Südwesten der Bundesrepublik zum Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) zusammenschlossen, war Petra Kelly von Anfang an als Mitarbeiterin des BBU-Umweltmagazins dabei.

Seit Mitte der 1970er Jahre entstanden überall in Westdeutschland sogenannte grüne, bunte und/oder alternative Listen, die sich an den Wahlen zu Kommunal- und Landesparlamenten beteiligten.

Die Entscheidung dieser ökologisch orientierten Listen, 1979 unter dem Namen DIE GRÜNEN gemeinsam für das Europaparlament zu kandidieren, führte ein Jahr später, im Januar 1980, zur offiziellen Parteigründung, basierend auf den vier programmatischen Grundsäulen Gewaltfreiheit, Ökologie, soziale Gerechtigkeit und Basisdemokratie.

Petra Kelly, die allgemein anerkannte und über die Grenzen hinaus bekannte Vertreterin der Anti-Atom-Bewegung, wurde zur Spitzenkandidatin bei der Wahl zum Europäischen Parlament, bei der DIE GRÜNEN  beachtliche 3,2 % der Wählerstimmen erzielten. Im März 1980 wurde Petra Kelly in den ersten Bundesvorstand gewählt und war bis vor der Bundestagswahl 1983 eine der drei gleichberechtigten Vorsitzenden der Grünen Partei.

Zugleich gewann sie auch internationale Anerkennung. 1982 wurde sie mit dem Alternativen Nobelpreis, 1983 mit dem Preis "Frau des Jahres" der amerikanischen Frauenorganisation Women Strike for Peace ausgezeichnet.

Als DIE GRÜNEN  am 6. März 1983 mit einem Stimmenanteil von 5,6 Prozent erstmals den Einzug in den Deutschen Bundestag schafften, wurde Petra Kelly, über die bayerische Landesliste in den Deutschen Bundestag gewählt, gemeinsam mit Otto Schily und Marie Luise Beck-Oberdorf erste Fraktionssprecherin.

Am 01. Oktober 1992 wurde Petra Kelly von ihrem Lebensgefährten Gert Bastian im Schlaf erschossen. Motiv und Hintergründe sind bis heute nicht abschließend geklärt. Die Untersuchungen haben jedoch deutlich gemacht, daß Petra Kelly mitten im Leben stand, daß sie zahlreiche Pläne hatte und nicht freiwillig aus dem Leben geschieden ist.

 

 

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